Seit Mitte März zerrt Corona an unseren Nerven, bei den Einen weniger, bei Anderen mehr. Ganz besonders hat es die Gastronomie getroffen, die sich praktisch über einen langen Zeitrum mit einem Berufsverbot konfrontiert sah und aktuell wieder sieht.
Wer nicht im Bereich Gastronomie arbeitet oder auch im Bereich der Eventbranche, kann sich kein Bild von der Situation der vielen tausend Menschen machen, die jetzt arbeitslos sind.
Bars of Berlin ist ein Zusammenschluss von Bars und Kneipen, die gemeinsam über ihre Situation aufmerksam machen. Unter ihren Mitgliedern haben sie eine Umfrage gestartet, um sich über die Situation ein Bild zu machen.
Es wird deutlich das viele gastronomische Unternehmen in Gefahr sind und das die Politik deutlich zu wenig unternimmt. Während die Autoindustrie mit ihrem skandalbehafteten Auftreten wieder 3 Milliarden Euro bekam, bekommt die Gastronomie nur Tropfen auf den heißen Stein.
Das Ergebnis dieser Umfrage wollen wir euch 1:1 hier veröffentlichen.
Umfrage:
Berliner Bars machen 50 Prozent weniger Umsatz. Unsere Umfrage zeigt: Die Mehrheit der Bars kämpft bereits ums Überleben.
Wir haben 40 Bars zu ihrer aktuellen wirtschaftlichen Situation befragt. Das sind die dramatischen Ergebnisse:
• Alle 40 Bars zusammen haben im Durchschnitt 51 Prozent Umsatzeinbußen in diesem Jahr von Januar bis inklusive November zu verzeichnen – und dabei sind die Soforthilfen und Überbrückungshilfen schon mit eingerechnet!
Wir fragen: Ist das noch verhältnismäßig? So befanden Gerichte, die grundsätzliche Schließung unserer Betriebe im zweiten Lockdown sei u. a. verhältnismäßig, weil mit den „Novemberhilfen“ ein entsprechender finanzieller Ausgleich erfolge. Sie vergessen – und diese Zahl von 51 Prozent unterstreicht das eindrücklich – dass das gesamte Jahr schon für uns Umsatzeinbußen bedeutete.
• 75 Prozent der Bars geben an, sie seien sicher oder es liege im Bereich des Möglichen, dass ihr Betrieb im April 2021 nicht mehr existiert, wenn der Lockdown bis zum Frühjahr andauert – und das trotz der viel beschworenen Überbrückungshilfen III.
Wir fragen: In was für einer Welt wollen wir leben? Der Schutz der Bevölkerung muss an oberster Stelle stehen, doch dürfen dafür um jeden Preis Existenzen und bestehende Infrastrukturen geopfert werden? Wir sagen, wir brauchen einen Plan B!
• Zwei Drittel aller Bars geben an, ihre Vermieter und Verpächter seien ihnen kein Stück bei ihrer Gewerbemiete entgegen gekommen. Nur zehn Prozent geben an, ihre Vermieter und Verpächter hätten ihnen freiwillig Forderungen erlassen.
Wir fragen: Wie oft will die Politik noch wirkungslose Appelle an die Vermieterseite richten? Solange, bis es zu spät ist? Wenn nicht jetzt ein solidarischer Ausgleich der Lasten zwischen Mieter und Vermieter per Gesetz verabschiedet wird, brauchen die Vermieter bald gar nicht mehr auf ihren Forderungen zu beharren, weil wir – und sicherlich abertausende weitere kleine Unternehmen in Gastronomie und Einzelhandel – dann pleite und verschwunden sind.
• Zwei Drittel aller Bars geben ebenso an, dass sie in diesem Jahr Verlust schreiben werden. Fast 40 Prozent der Barinhaber mussten bereits Grundsicherung beantragen.
Wir fragen: Wie viel ist uns zuzumuten? Betriebsschließungen erfolgen im Angesicht einer Pandemie nicht im Interesse von Wenigen, sondern um eine ganze Gesellschaft zu schützen. Solch ein wichtiges Ziel darf nicht dem Rücken einer Minderheit aufgebürdet werden. Wir verlangen deswegen klare Entschädigungsansprüche im Infektionsschutzgesetz, wenn unsere Betriebe zwangsgeschlossen werden.