Berlin. Lange hat die LGBT-Community auf genau diesen Moment gewartet: Am heutigen Freitag hat der Deutsche Bundestag mehrheitlich die Ehe für alle beschlossen. Dieser Schritt kam in dieser Woche ziemlich überraschend, immerhin wurde der Gesetzentwurf des Bundesrates mehr als 30 Mal im Rechtsausschuss vertagt. Ausgelöst wurde die erneute Debatte von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die in einem Interview die Eheöffnung als Gewissensentscheidung benannte, was dann die SPD auf den Plan rief, die ihre Blockadehaltung, wegen der Unklarheiten in der Koalition mit der Union, schlussendlich auflöste und innerhalb von fünf Tagen die Ehe für alle in das Parlament brachte.
Vor Debattenbeginn musste die Tagesordnung der heutigen Plenarsitzung geändert werden, was dank der rot-rot-grünen Mehrheit eine reine Formsache darstellte. Anschließend rief Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) zu einer sachlichen Debatte mit gegenseitigem Respekt der Befürworter wie auch der Gegner der Ehe für alle auf.
Bis auf Johannes Kahrs (SPD), dem kurz vor Ende der Aussprache der Kragen buchstäblich platzte, was ihm sein Fraktionschef Thomas Oppermann in einem Medieninterview schnell verzieh.
In namentlicher Abstimmung stimmten 393 Abgeordnete für, 226 dagegen und vier enthielten sich. Mindestens 40 Abgeordnete der Unionsfraktion müssten demnach für das Gesetz gestimmt haben, das vom Bundesrat im Jahr 2015, auf Initiative von Rheinland-Pfalz, verabschiedet worden ist.
Im Anschluss erklärte Bundeskanzlerin Merkel ihre Nein-Stimme persönlich. Sie erklärte, dass sie ihre Meinung zum Adoptionsrecht mittlerweile geändert habe und dieses befürworte, jedoch sieht sie die Ehe noch immer als Verbindung zwischen Mann und Frau.
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