(Eine Geschichte unserer Kollegin Betty Bond aus ihrer Jugend)
Man kann es sich kaum vorstellen aber auch unsere Musikredakteurin hat irgendwann einmal ganz klein angefangen.
In dieser Geschichte geht es um ihr erstes Mal und nein, nicht beim Bäcker oder mit ihm.
Wie es aussieht war sie auch eine richtige Frühzünderin.
In ihrer Geschichte geht es um die Liebe und das Feuer. Nein nicht das Feuer der Liebe, ein Echtes. Auch wir haben nicht sclecht geschaut was Frau Bond da geschrieben hat. Wir waren aber richtig bav, als uns diese Geschichte von ihrer Schwester bestätigt wurde. Obwohl wir das eigentlich gar nicht schreiben durften, dass sie eine Schwester hat.
Zu unserer großen Überraschung war sie nicht nur weitaus netter als eine gewisse Kollegin, sie hört auch die eine oder andere Sendung von uns.
Also los. Hier ist die erste Liebe von Frau Bond und wie das Feuer sie einkreiste....
Oder wie ich das Feuer und die erste Liebe erlebt habe.
Als Transe ist es ja nicht leicht mit dem Alter, ich zum Beispiel bin irgendwo zwischen 29 und 29 +.
In meiner ersten Geschichte geht um die Zeit davor, also könnte man sagen zwischen Plus und Plus X.
Das ich auf Typen stehe war mir schon immer klar. Schon in der 4. Klasse habe ich mir gerne Typen am Strand angesehen.
In der 6. Klasse war ich in die Typen der halben Parallelklasse verknallt und mit 14 ist es dann passiert.
Also „ungelernter“ Gay stellen sich irgendwann die Fragen, triffst du dich weiterhin mit den Mädels, fährst mit denen Fahrrad, kletterst auf Bäume, krauchst in vergessene Bunker, brichst im Winter öfter mal im Eis ein oder bretterst mit ihnen auf dem Schlitten irgendwelche Todesbahnen runter und schleppst dich durch den Wald ins Krankenhaus Köpenick?
Irgendwann kommt der Moment wo du dich fragst, kann man mit einem Typen eigentlich die gleichen Dinge erleben und vielleicht noch etwas mehr? Doch dieses „mehr“ ist auch nicht so leicht zu erreichen.
Auch unsere Klasse hatte schöne Söhne und eine der größten Hormonexplosionen traf mich in der 7. Klasse.
Da kommt man am 1. September in die Klasse und dann das. Ihr müsst euch vorstellen, ich saß genau in der Mitte der ganzen Klasse und war zufrieden das neben mir der Platz frei war. Diesen Platz brauchte ich auch. Wenn ich mal wieder einen Lehrer zur Weißglut brachte und darin war ich sehr gut, diente mir dieser freie Platz auch mal als Fluchtareal, wenn einer von ihnen mich mal wieder mit 110 db anbrüllte.
Aber kommen wir auf den 1. September zurück.
Die ganze Klasse saß bereits als unser Klassenleiter und „Stasiexperte“ zur Tür ging, sie noch einmal öffnete und ein junger Kubaner in den Raum kam.
Da stand er also.
Er war eine Mischung aus türkisfarbenem Meer, dauerhaften blauem Himmel, Sonne und dem Kreuz des Südens. Optisch war das ein braungebrannter Boy mit lockigen schwarzen Haaren und braunen Augen. Seine muskulösen Arme konnte man sehr gut sehen, da sein Shirt ohne Ärmel war und einen seitlichen Ausschnitt bis zum Gürtel hatte.
Wenn früher jemand Neues in die Klasse kam und mehrere Plätze frei waren hieß es immer bei meinem Lehrer, dort in die Mitte setzen wir dich besser nicht, wir wollen ja das dich die Klasse angenehm aufnimmt.
Auch am 1. September der 7. Klasse flog unser Klassenleiter mit seinem Blick über die Köpfe der Schülerinnen und Schüler, überlegte , wem er diesen Sonnenschein an die Seite setzten kann. Kurz bevor sein Blick mich erreichte, setzten meine Hände sich wie von alleine in Bewegung, griffen meine Mappe vom Nachbarstuhl und hoben sie demonstrativ über den Tisch und hingen sie an den Tischrand.
Er schaute mir in die Augen, grübelte und fragte mit gesenkter Stimme: kann man Rocco neben dich setzen?
Ich schaute ihm zielgerichtet und energisch in die Augen und machte ihm das Angebot: sie können ihn hinten neben unsere beiden Klassenidioten setzen oder neben mich.
Ich wusste bis dahin nicht, wie tief sein Ausschnitt an der Seite seines Muskelshirts war. Die Überraschung war selbst für mich groß, dass ich mein Revier teilen wollte aber meine Argumente klangen für ihn logisch.
Als die Sonne des Südens neben mir schien und mich anlächelte, da überlegten Teile in mir, ob das eine so gute Idee war. Als er nach vorne sah und den Unterricht verfolgte, ich ihn von der Seite mit seinem tiefen T-Shirt-Ausschnitt betrachte, da wussten alle Teil in mir, dass es ein Fehler war. Irgendwas in mir sagte, ich werde ihm nur noch ins Shirt glotzen und nie wieder etwas vom Unterricht mitbekommen.
Wer jetzt denkt, wow, mit diesem heißblütigen Latino hatte Frau Bond ihr erstes Mal, den muss ich leider enttäuschen und eigentlich war das auch nicht schlimm. Natürlich haben wir uns auch in der Freizeit getroffen. Aber er war ein Streber und die mochte ich auch nicht, wenn sie gut verpackt waren. Das merkte ich jedoch erst mit der Zeit.
In der gleichen Zeit merkte ich aber auch noch etwas Anderes. Ein Boy der vor mir in der Klasse saß und zu dem sich der Kontakt immer intensiver entwickelte, war plötzlich so etwas wie eifersüchtig.“Für mich hast du immer weniger Zeit, wir treffen uns kaum noch“.....
Auch er hatte schwarze Haare, braune Augen und war ein richtiger Sweety.
Dinge die ich früher mit den Mädels unternommen habe, weil die einfach robuster waren, die habe ich mehr und mehr mit ihm realisiert. Dabei gab es auch einen Unterschied, zum Beispiel, wenn wir mit dem Fahrrad durch Köpenick fuhren. Wenn er vor mir fuhr stellte ich immer öfter fest, mein Blick wendet sich mehr und mehr von der Natur ab und fiel auf seine Trainingshose und wie er sich bewegte.
Das konnte in Köpenick dramatisch werden, dort fuhren noch die legendären Großraumbahnen und die hatten einen gewaltigen Bremsweg.
Ich wurde multitaskingfähig.
Maik und ich wurden immer dicker. Es gab Momente, da schaute man sich in die Augen und wusste was der andere denkt.
Auch bei seinen Eltern war ich sehr beliebt. Es konnte schon mal gerne 21 Uhr werden und es war ganz selbstverständlich das ich bei ihnen war.
Ihr Maik musste schon immer etwas früher zurück sein. Bei mir fragten sie sich bestimmt, wie lange wird es bei einer Entführung wohl dauern, bis ich mit einem Blumenstrauß, Schokolade und einer Entschuldigung wieder abgegeben werde?
Sie wussten das ihr Maik einen Super-Schulfreund hatte mit dem es nicht langweilig war, der auf ihren Sohn aufpasste und immer freundlich war.
Das mit dem freundlich war nur bei ihnen so, an anderer Stelle konnte ich zu einer unkontrollierten Naturkatastrophe mutieren, also eine Mischung aus Tornado (F6) und 10 cm Hagelkörnern.
Aber kommen wir wieder zurück auf die Sonnenseite und hin zum eigentlichen Thema.
Als wir 14 Jahre waren, da hatte er plötzlich die überraschende Idee, er möchte mit mir in den Maiferien zelten fahren. Ich hielt das aus zwei Gründen für nicht logisch.
Punkt Eins, in den Maiferien gibt es nachts arktische Temperaturen und wer die DDR Zelte und Schlafsäcke kennt, weiß wovon ich rede. Punkt Zwei, irgendwas zog mich gefühlsmäßig zu Maik.
Seine Eltern boten mir immer mal an, dass ich auch mal bei ihm übernachten kann. Nur habe ich nicht verstanden, wieso sie das machten? Immerhin gab es auch nur ein Bett in seinem Zimmer.
Bei mir übernachten ging schlecht.
Unsere Familie bestand schon aus 4 Personen in einer 1,5 Zimmerwohnung. Dazu kamen noch eine Katze, ein Hund, zwei Wellensittiche und ein Nymphensittich.
Natürlich habe ich bis dahin öfter mal neben Maik gepennt. Am Strand, auf versteckten Wiesen in den Müggelbergen oder auf dem Ruderboot auf dem Buckower See. Aber richtig neben ihm nachts schlafen, noch schlimmer, im gleichen Bett?
Die gleichen Teile in mir, die schon den Anblick der südlichen Sonne nicht ohne „Veränderung“ ertragen konnten, meldeten sich auch hier vorsichtig und legten ihr Veto ein.
Es kam also wie es kommen musste, er bestand darauf und seine Eltern waren auch einverstanden, wir fuhren zelten in den Maiferien.
Seine Eltern bestanden darauf, dass es im Umfeld Berlins war. Im Ernstfall wollten sie uns wieder schnell in Berlin wissen. Also falls der Westen mit der NATO die DDR angreift oder wir beide am Abend in der Aktuellen Kamera gesendet werden. Gedanklich tippte ich auf das Letztere.
Der große Tag kam, wir fuhren los.
Ziel mit dem Doppelstockzug war die südliche Gemeinde Wünsdorf, von wo wir weiter mit dem Bus fuhren, bis wir den Ort Klausdorf erreichten.
Am Zeltplatz angekommen gab es nur uns, einen See und einen Cockerspaniel mit riesigen Schlappohren.
Es war so kühl und windig, es reichte aus das Zelt mit der Tür in Richtung See zu legen und es leicht anzuheben. Der Wind schoss in das Zelt und es stand von alleine. Also Zeltstangen rein und alle Heringe in den Boden schlagen, es war leicht.
Am Tag erreichten wir keine 18 Grad, nachts kam man sich vor, wie auf einer Arktisexpedition.
Schon in der ersten Nacht fragte mich Maik, ob mir auch so kalt ist in meinem Schlafsack. Ich weiß bis heute nicht wie er darauf gekommen ist. Ihm müssen wohl meine ganzen Klamotten am Fußende aufgefallen sein, die meine Füße wärmen sollten. Er hatte wahrscheinlich eine leichte Ahnung und deshalb war er auch besorgt um mich.
Anders kann ich mir nicht erklären, wieso er mich plötzlich fragte, ob wir meinen Schlafsack in seinen Stecken und beide in meinem schlafen wollen?
Er meinte, es ist bestimmt wärmer.
Das war für mich auch alles sehr logisch, also mit den Schlafsäcken, der Wärme und den zwei Typen. Ich konnte nur nicht einschätzen, wie das ausartet, wenn Teile von mir erwachen und wer möchte schon ständig an seine Russisch-Lehrerin denken, wenn ihr versteht was ich meine.
Besorgt wie er um mich war, legte er seinen Arm um mich und fing an mich zu wärmen. Es war ihm offensichtlich auch nicht unangenehm meinen Waschbettbauch zu streicheln. Ja die 50 Wochen Training in einer Gruppe mit Streckentauchern haben sich auch bei mir damals gelohnt.
Natürlich könnte ich euch weiter berichten, in welche Regionen unsere Hände noch verschwanden und ihr könnt mir glauben, sie sind es. In dieser Nacht wurden Energien freigesetzt, da konnten die DDR Kohlekraftwerke nicht mithalten und bei uns war das sogar Öko bzw. Bio?
Am nächsten Morgen war die Stimmung sehr negativ.
Er war total sauer. Und weil er sauer war, war ich auch sauer. Stundenlang sprachen wir kein Wort.
Irgendwann zum Kaffee, also bei Kakao und Kuchen, meinte er zu mir, ihn haben seine Eltern aufgeklärt. Er meinte, sie sagten ihm, es ist ganz normal das Jungs an sich spielen in der Schule und das man noch lange nicht schwul ist dann.
Meine Eltern haben mich nie aufgeklärt aber mir war ja schon immer klar wohin die Reise geht.
Jedenfalls habe ich meinem Maiki zu verstehen gegeben, dass er sich mal keinen Kopf machen braucht, auch in der nächsten kalten Nacht, werden wir für eine erhöhte Temperatur im Zelt sorgen.
Nach einem kurzen Besuch der Umgebung und einem übersichtlichen Abendessen, ging es schon sehr früh ins Zelt und zu einer weiteren Überproduktion von Energie.
Als wir am nächsten Morgen aus dem Zelt kamen war es draußen heiß. Zu unserer großen Überraschung war es draußen heißer als in unserem Zelt. Da wir die einzigen auf dem Zeltplatz waren und der Zeltplatzwart sehr nett, durften wir sein Ruderboot nutzen und auf den See raus.
Da lagen wir Tag für Tag und relaxten. Manchmal verlief sich eine Hand auf den Schenkel oder Bauch des Anderen und streichelte.
Im Dorfkonsum waren wir auch beliebt, wir waren die beiden süßen Jungs vom Zeltplatz, da gab es auch mal neben der Salami die wir kauften, auch Schinken oder ein paar Wienerwürstchen gratis. Um Geld zu sparen, durfte Maik auch jeden Tag von dort seine Eltern anrufen und ein Zeichen geben das er noch lebt und es ihm gut geht.
Schon nach kurzer Zeit stellten wir fest, dass man nicht nur abends und nachts stundenlang, jeder mit einer guten Bilanz für den Sozialismus aktiv werden kann, sondern auch am Morgen.
Die Temperaturen draußen liefen parallel zu denen des Bioenergie-Turbine-Kraftwerks Klausdorf. Bereits am Dienstag hatten wir über 30 Grad.
Ich hatte schon immer eine Wirkung auf das Wetter.
Als wir am Donnerstagmorgen wieder dabei waren, etwas für die Temperaturen im Zelt und draußen zu unternehmen, kam dann die große Überraschung.
Ich lag gerade auf ihm und wir relaxten, als er meinte, es riecht nach Rauch.
Mir war nicht sofort klar, wieso auch ich diesen Rauch rieche, schließlich waren wir die einzigen Typen auf dem Zeltplatz und bei der Reibung durch unsere Körper, konnte der Rauch auch nicht das Ergebnis sein.
Als Maik die Zelttür öffnete fiel unser Blick nicht auf den See, nicht auf den Wald dahinter, sondern auf die Massen an Rauch dahinter. Noch nie waren wir in der Woche so schnell unter der kalten Dusche, in unseren Sachen und ohne Frühstück im Konsum.
Die beiden Frauen erzählten uns das ein Waldbrand um Klausdorf ausgebrochen ist, sämtliche Verbindungen abgebrochen sind und niemand so richtig weiß was Phase ist. Was noch funktionierte war der Strom und die Glotze im Konsum.
In der Mittagssendung der Aktuellen Kamera sprach man von einer riesigen Waldbrand-Katastrophe südlich von bei Berlin und um Wünsdorf. Das der Ort Klausdorf von diesem Feuer eingeschlossen ist. Auch die Bemerkung das aus allen Bezirken der DDR Löschzüge unterwegs sind beruhigte uns alle nicht wirklich.
Am Zelt angekommen packte Maik seine Sachen und wollte weg. Er war unter Schock und fing auch an zu weinen. Er fand die Idee mit dem zelten plötzlich richtig blöd und hatte echt Angst das er sterben wird. Ich hielt ihn in den Armen und tröstete ihn. Immer wieder meinte er, wir werden sterben.
Ja auch ich war am grübeln, sah aber keine unmittelbare Gefahr für uns.
Ich fragte ihn, was er sieht, wenn er seine verheulten Augen öffnet.
Er antwortete, ein Feuer hinterm Wald. Ich fragte, davor. Er, den See.
Und am Ufer?
Nichts.
Ich zeigte ihm das Boot und machte ihm klar das wir nicht so schnell sterben werden, da man mit einem Ruderboot sehr gut im Ernstfall auf den See rudern kann. Dies erschien ihm logisch und es beruhigte ihn und zu meiner großen Überraschung sogar mich.
An diesem Abend und nächsten Morgen hatten wir keinen Sex, ihn in den Armen zu halten war für ihn aber wichtig und beruhigte ihn auch. Mich beruhigte ein kleines Kofferradio das über eine Weckfunktion verfügte. Das stellte ich mir so ein, dass ich alle zwei Stunden aufstand, aus dem Zelt kroch, zum See runter ging und mir das Umfeld bei Nacht ansah.
Während Maik schlief, sah ich nachts das Feuer in der Ferne und den roten Himmel um Klausdorf.
Bis in die nächste Woche änderte sich nichts an der Gefahrensituation. Außer das wir eigentlich schon wieder in der Schule sitzen sollten, weil die Ferien vorbei waren.
Maik hatte sich auch langsam wieder beruhigt und es kam nachts sogar wieder zu unkontrollierten Energieausbrüchen im Energiekombinat Klausdorf.
Täglich führte uns der Weg in den Konsum, wo wir dann hörten, es gibt immer noch keinen Kontakt nach draußen.
Was wohl unsere Eltern machen?
Wir wussten es nicht aber was wir wussten, dass wir einen super netten Zeltplatzwart hatten. Er kam am Sonntag zu uns und meinte, hier habt ihr euer Geld zurück und ihr braucht auch nichts mehr zu bezahlen, es ist ja hier eine Ausnahmesituation.
Am Mittwochmorgen öffnete sich unsere Tür vom Zelt, eine der Frauen vom Konsum war gekommen. Sie informierte uns das das Telefon wieder ging und sie die Einsatzkräfte informierte, das zwei Jungs dringend nach Hause mussten. Es hieß, sowie sie nach Klausdorf durchkommen, werden sie einen Bus schicken der uns abholt. Der kam sogar, nachdem wir 4 Stunden an der Haltestelle gewartet haben.
Als wir durch den Wald fuhren, sahen wir die Ausmaße des Feuers. Es brannte und schwelte immer noch rechts und links neben der Straße. Massen an Rauch lagen in der Luft aber die Straße war wieder befahrbar, jedenfalls für Einsatzkräfte.
Die Reichsbahn fuhr bis dahin auch nicht nach Berlin, da die komplette Böschung tagelang in Flammen stand und auch dort die Löscharbeiten schleppend voran gingen. Arbeiten mit Feuer an der Böschung haben diese Katastrophe überhaupt erst ausgelöst.
Am Bahnhof Wünsdorf stand ein Zug der seit Tagen wieder in Richtung Berlin fahren sollte, der Katastrophenschutz gab aber die Anweisung das zwei Typen aus Klausdorf unbedingt in dem sitzen müssen.
Wir saßen drin, der Zug setzte sich irgendwann fast leer in Richtung Schönefeld in Bewegung und wir fuhren durch die noch teilweise schwelende Böschung.
Als wir am Mittwochabend in Köpenick ankamen, hatten die Einsatzkräfte bereits die Eltern von Maik angerufen und informiert, dass wir irgendwann in Köpenick ankommen werden.
Sie saßen ab dann stundenlang auf dem Bahnhof Köpenick und warteten auf uns.
Was sie nicht ahnten, dass ich eine helle Birne bin und nicht im DDR Berufsverkehr über Ostkreuz fahren wollte, sondern in Adlershof mit Maik in die alte Großraumbahn 84 umstieg, die brachte uns beide fast bis vor seine Haustür.
Nachdem seine Eltern stundenlang auf dem Bahnhof Köpenick saßen und wir etwa nur 20 Minuten vor seiner Wohnungstür, hörten wir beide irgendwann jemand die Treppe hoch kommen. Seine Mutter weinte, dachte das wir gestorben sind.
Sie weinte noch mehr, als sie uns plötzlich vor der Tür sitzen sah.
Sein Vater wollte mich sofort nach Hause bringen, dass mir bloß nichts passiert unterwegs. Aber was sollte mir noch mehr passieren? Mutter Maik meinte, sie hat gekocht, erst wird gegessen und dann kann ich nach Hause.
Als wir geduscht haben und später am Wohnzimmertisch mit dem Vater saßen, rief mich seine Mutter in die Küche. Sie schloss die Tür und umarmte mich. Sie bedankte sich dafür das ich ihren Maik heil nach Hause gebracht habe und das meine Mutter tröstende Worte für sie hatte.
Ich grübelte leicht aber wollte ihre Gefühle nicht bremsen und sagte nichts.
Nach dem Essen brachte mich die ganze Familie zu meiner Mutter nach Hause. Meine Mutter öffnete die Tür und fragte ganz trocken: na lebst du noch?
Später sagte sie mir, dass Maiks Mutter jeden Tag bei ihr war und weinte. Natürlich wollte ich wissen, was sie darauf geantwortet hat.
Sie meinte, sie müssen sich doch keine Sorgen um ihren Sohn Maik machen, der ist doch mit meinem Sohn unterwegs und Unkraut vergeht nicht.
+
Nachsatz.
Als wir am nächsten Tag in der Schule saßen, waren wir für die anderen Schülerinnen und Schüler die Stars. Alle wollten wissen was da ablief und was wir erlebt haben. Wir haben auch alles erzählt, also bis auf die Produktion von Öko-Energie durch Reibung.
Als wir ein Jahr später zu Maik seinen Eltern sind und fragten, ob wir 3 Wochen in den Karpaten der Slowakei Urlaub machen dürfen, es dort sogar Wölfe, Bären, Luxe und keine Telefone gab, da schluckte seine Mutter, holte sehr tief Luft.
Klar kannst du mit Maik fahren aber du bringst ihn mir bitte wie im letzten Jahr wieder heil nach Hause.
Aber davon erzähle ich vielleicht an einem anderen Tag.